noch mehr liebesgedichte (2010)
ich wollte doch nicht
genau sein nichts
in stein hauen nicht mal
blassgrüne tinte auf gelben klebezetteln nein
ich wollte nicht auswringen
bis das letzte -
wollte aber auch nicht
auch nicht mich auf blinde irrfahrt
blind mit offenen händen
denn meine liebe ist keine flaschenpost
man kann nicht
kann nichts ändern
du teilst dich selber
in vier planquadrate auf
es nützt nichts
es bleibt
bei meinem verlassenen hafen
und einem bermuda
für uns beide
du sagst es
war meine schuld
ich aber
salz unter meinen nägeln
vielleicht verstehen wir uns nicht
ja! ja! ich sehe all die unterschiede
wie sie sich in unser fleisch beißen
bis wir ganz lose sind so in der luft hängen ohne
bis nichts mehr ist nur zwischen uns
wie sie sich auftürmen genau da als hätten wir
darum gebeten
vielleicht hast du
bis nichts mehr ist bis wir nicht mehr aneinander bis wir wie vorher
dabei kann es kein wie vorher geben nicht so wie vorher
nicht die kaffetasse auf dem tisch sie ist
nicht so wie vorher
vielleicht hast du -
vorher niemals
einsam
schreit ich drei mal fünf drei mal fünf das ausmaß ab
meines stumm gewordnen ortes
letzter blick
eingesunken in untragbare kleider
in verschlossenen schränken
hebt dich auf
schattet jedes falsche wort
in mandarinenschalen eingeschnitten
mit wem
mit wem werde ich nun den morgen erwarten
pfandflaschen sammeln und
einfüllen
all das ungesagte
hab mich
selbst verloren
an der ecke stehen lassen
irgendwo zwischen litfass und hundekot
da war doch was
dachte ich und drehte mich nicht um weil das niemand
hätte
lass mich nicht ausrufen
warte nicht an der kasse dem treffpunkt
trag meine hülle
ein bisschen spazieren
diese haut aus erinnerung die immer zu klein ist
hör auf mich zu schütteln
kein körper kein geruch –
der dich verdrängt
wir funken aus
einem ankerlosen schlauchboot
dreimal sos sos sos
und dann wieder ist schon gut denn
jeder kann sich mal irren
auch die uferlosen meerestiere unter uns
und dann ist ja auch gut denn irren ist
einen irrtum kann man
aufdecken beheben und dann
neu anfangen weitermachen
so als wäre nichts
einen irrtum muss man
nicht mitschleppen
sagst du
weiß nicht ob das stimmt aber
woher denn vielleicht irre ich mich auch
wir schleppen nichts mit nichts mit aber
die insel die wir finden
ist nicht klein genug
nicht klein genug für
uns zwei
wir lassen unser ankerloses schlauchboot
treiben
und verlieren
unsere ufer
suchen neue
auf der insel aber die
ist nicht klein genug
für uns zwei
du fehlst
in meinem aquarium
die leute stehen vor der scheibe und sind enttäuscht
weil sie nur mich sehen
wo ich doch nur zu nicht mal einem viertel wo ich doch nur zu nicht mal einem fünftel wo ich doch nur zu nicht mal
wo mir doch so viel fehlt
ich bin enttäuscht
weil ich in der reflexion der scheibe
nur mich sehe
was doch fast nichts ist
wo mir doch so viel
ich schmiege mich zwischen all die unterwasseralgengräser und hoffe sie zu spüren aber
sanft sind sie sanft
und doch fehlt ihnen fehlt ihnen fehlt ihnen
in der reflexion der scheibe nur ich
was doch fast nichts ist warum dann
überhaupt
wozu reflektieren
was sehen
wo mir doch so viel
du bist mein unruhiger schlaf
du bist mein jeder traum
du bist das fensterkreuz
das ich mit jeder faser
du bist der vogel der vom baum hastig abfliegt wie ein
verschlucken
du stehst nicht bestellt an jeder straßenecke
du bist allerorts
in allen räumen allen flüssen allen himmeln
nichts leer von dir nichts
verlassen
nicht mal mich lässt
du das spinnennetz ich der tau
du bist das funkloch in das ich falle
bist der fall der mich aufschlagen lässt
auf dem boden der du bist
bist das kissen das mich bettet
bist in meinem jeden blick