mit dem richtigen schild

Es ist der zwölfte Tag. Man kommt nach Hause, und man weiß: Man ist angekommen. Denn man denkt: Ich komme nach Hause. Und dann steht man vor dieser weißen Tür, hinter der vielleicht ein Stück dieses ominösen Zuhauses liegt, und es ist nicht nur, dass der Schlüssel passt, dass tatsächlich der Schlüssel, der eben doch noch mindestens einen Reißverschluss von dieser Tür entfernt war, passt; nein, es ist vielmehr, dass nun, ab diesem zwölften Tag auch ein Schild neben der weißen Tür klebt, diese gleich weniger weiß macht; ein Schild mit dem eigenen Namen. Man hat es nicht selbst angeklebt, das ist es ja, jemand Anderes war es, das an der Tür und auch das am Briefkasten, dieser Briefkasten, der ein kleines Tor zur Welt wird. Und dann weiß man: Man ist angekommen. Denn obwohl man es nicht will, denkt man plötzlich hier, an diesem Ort: zu Hause, und dann denkt man es nicht nur selbst: denn ab jetzt denken es alle, denn ab jetzt klebt sogar das richtige Schild an der Tür, am Briefkasten.

Man beginnt, den Ort, von dem man kommt, immer häufiger mit seinem richtigen Namen, nicht mehr mit „zu Hause“ zu bezeichnen, obwohl das so technisch klingt.

Man ruft weniger gern an diesem Ort mit richtigem Namen an, weil einem die Sprache plötzlich fremd vorkommt, die Worte sich nicht mehr immer richtig anfühlen; man will das nicht, weil es doch so nicht sein kann, weil das bestimmt nur Einbildung ist oder mangelnde Konzentration, man muss sich nur anstrengen, dann ist alles wieder da.

Dass man oft an die denkt, die an diesem Ort mit richtigen Namen geblieben sind, merkt man daran, dass man immer wieder neue Schokolade kauft, die man doch nicht isst. Sie bleibt in der Schublade liegen wie für schlechte Zeiten. Man stellt sich vor, wie sie grau und bröselig wird, und kauft trotzdem immer neue und isst sie trotzdem nicht.

Man weiß: Es ist nur für die nächste Zeit. Das Schild an der Tür und die Schokolade in der Schublade, dieser andere Schlüssel und die fremden Wörter. Man ruft weiter an dem Ort mit richtigen Namen an, denkt plötzlich: Ich rufe zu Hause an, denkt dabei: Ich rufe von zu Hause zu Hause an, findet es erst komisch, dann gar nicht mehr, schließlich: was soll daran komisch sein.

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